Stellungnahme zu

Hass und Hetze

in Hückeswagen


vom 03. Oktober 2024

Wir sind mehr im Bergischen – diese Bürgergruppierung will der Mehrheit der Gesellschaft eine Stimme geben, die sich für Toleranz, Akzeptanz, Humanität und Respekt einsetzt. Daraus leitet sich auch die Gewaltfreiheit ab, die sowohl als verbale Gewalt, wie auch als tätliche Gewalt verstanden wird.

In den letzten Jahren hat sich eine Kultur der Auseinandersetzung und des Streits entwickelt, die diese Grundsätze nicht mehr zu ihren eigenen macht. Das ist bzw. war u.a. ein Grund, warum sich “Wir sind mehr im Bergischen” gegründet hat.

Jegliche Aktivitäten, die diesen Grundsätzen entgegenlaufen, lehnen wir ab, unabhängig davon, aus welcher politischen Richtung diese kommen.

Auch die häufig als Legitimation gemeinte Argumentation, Gleiches mit Gleichem vergelten zu müssen oder zu dürfen oder die Aussage „Wer Hass sät, wird Hass ernten“, wird von uns nicht akzeptiert.

Das Mittel der Auseinandersetzung ist sachliche Argumentation, Überzeugung, Aufklärung und Protest. Grundsätze, die in jeder gesellschaftlichen Handlung, ob ehrenamtlich oder professionell, gelten sollten.

Aus diesem Grund lehnen wir grenzüberschreitende Angriffe ab, gegenüber jeglicher politischen wie ehrenamtlichen Gruppierung. Auch weil sie kontraproduktiv sind und gerade gegenüber „Rechts“ eine Opferrolle ermöglichen, die einer Täter-Opfer-Umkehr sehr nahe kommt.

Am Samstag, den 20. April 2024 fand unsere bisher sportlichste Veranstaltung statt.

Geplant waren zwei Wanderungen und eine Radtour, die mit einer Kundgebung in den Wupperauen abgeschlossen werden sollte. Für die Organisation der Wanderungen hatte sich Joachim Kutzner, aktives Mitglied unserer Bürgergruppierung und gleichzeitig Vorsitzender der Wandergruppe Dhünn, bereit erklärt, die Radtour wurde von den ADFC-Mitgliedern Alfons Herweg und Kerstin Paulussen angeboten.

Trotz des schlechten Wetters starteten alle drei Gruppen pünktlich und wie geplant.

– Die erste Gruppe wanderte zur Friedenskapelle mit Joachim Kutzner als Wanderführer, der unterwegs viel zu erzählen hatte.

– Danach startete die ADFC-Radtour durch das Feldbachtal nach Radevormwald und zurück nach Hückeswagen.

– Die letzte Gruppe wurde von Bernd Hess begleitet, der mit allen Teilnehmenden um die Wuppervorsperre wanderte.

Aufgrund des Wetters wurde die Abschlusskundgebung in die Glashalle am Bahnhofsvorplatz verlegt. Hier wartete ein Kuchenbuffet und Getränke auf alle Sportler*innen und interessierten Bürger*innen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Bäckerei Beckmann und die Landbäckerei Bauer für die Kuchen- und Gebäckspenden und an den Ballonmeister für die passende „europäische“ Dekoration.

Nach der Begrüßung der ca. 80 Gäste durch Shirley Finster folgte eine kurze Vorstellung der Bürgergruppierung und ihrer Aktivitäten. Diesmal waren sowohl der Vorsitzender vom Stadtsportverband als auch die Vertreter*innen von verschiedenen Kirchengemeinden in Hückeswagen eingeladen, ihre Statements zur Demokratie einzubringen. Diese Einladung wurde sehr gerne angenommen, leider konnten nicht alle Kirchenvorstände persönlich teilnehmen, deshalb haben wir zwei Statements verlesen.


Das Statement von Andreas Götter:
Hückeswagen bewegt sich für die Demokratie und ein solidarisches Europa

Liebe Hückeswagener, liebe Nachbarn

der Stadtsportverband Hückeswagen ist die Dachorganisation des organisierten Sports in unserer Stadt. 20 Vereine mit ihren rund 6000 Sportlerinnen und Sportlern sind Mitglied bei uns, aber auch alle Schulen. Wir sind damit die größte Bürgerbewegung in Hückeswagen.

Unsere Vereinskultur selbst basiert auf demokratischen Grundwerten. Die Mitglieder in den Vereinen und im Stadtsportverband können mitgestalten, sie können mitentscheiden und wir können miteinander streiten, ohne dass man Nachteile oder anderes befürchten müsste. Dadurch ist der Sport vielfältig, in unseren Vereinen kommen Menschen mit unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens friedlich zusammen.

Aber unsere Vereinskultur steht, wie auch unsere Gesellschaft, unter Druck durch demokratie- und menschenfeindliche Aussagen von Parteien und Organisationen. Diese verstoßen gegen unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und gegen die Werte des Sports.

Dem treten wir entschieden entgegen. Wir sind zwar gemäß unseren Satzungen parteipolitisch neutral, aber gesellschaftspolitisch sind wir keinesfalls neutral. Unsere offene Vereinskultur muss erhalten bleiben.

Der organisierte Sport steht für Offenheit, respektvollen Umgang miteinander und nachhaltige, gelebte Integration. Wir wenden uns klar gegen jede Form von Extremismus, egal ob politischer oder religiöser Art, egal aus welcher Richtung er kommt. Wir wenden uns gegen Intoleranz und Rassismus. Wir verurteilen alle rassistischen und menschenverachtenden Ideen, Äußerungen und Handlungen.

Der organisierte Sport steht für Respekt, Vielfalt und Fairplay. Wir sind dankbar für unsere bunte Sportgemeinschaft.

Das alles verlangen wir auch von unserer Gesellschaft. Lassen Sie uns dafür kämpfen.

Demonstrationen und Kundgebungen wie heute für Demokratie und solidarisches Miteinander tragen zum Erhalt unserer offenen Vereins- und Gesellschaftskultur bei.

Wenn extreme Parteien, Gruppierungen oder Akteure unsere demokratischen Strukturen angreifen, müssen wir gemeinsam aufstehen und laut werden, dann ist gemeinschaftliches Handeln jedes einzelnen gefragt.

Gebt unsere Werte weiter an unsere Kinder und Enkel. Bezieht Stellung und zeigt Flagge. Vielen Dank.

Andreas Götter
Stadtsportverband Hückeswagen


Beate Bröring las den Text von Pastor Frank Junker der Freie evangelische Gemeinde Hückeswagen vor:

Liebe Mitglieder von Wir sind mehr im Bergischen,

unsere Freie evangelische Gemeinde in Hückeswagen unterstützt die Bürgergruppierung “Wir sind mehr im Bergischen”.

Auch unsere Freie evangelische Gemeinde will sich für ein respektvolles und tolerantes Miteinander in Hückeswagen engagieren und sich gegen den offenen und latenten Rechtsextremismuszur Wehr setzen.

Das ist auch unser Anliegen als Gemeinde und das wollen wir unterstützen!

Viele Grüße
Frank Junker


Birgit Breuer las das Grußwort von Gemeindeleitung Dieter Günther von der Evangelisch freikirchliche Gemeinde Hückeswagen – Kreuzkirche vor:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
leider können wir als Leitungskreis der Kreuzkirche heute nicht persönlich teilnehmen, weil wir an diesem Wochenende zu einer lang geplanten Klausurtagung verreist sind. Deshalb möchten auf diesem Wege ein Grußwort übermitteln.
Wir, die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Hückeswagen – Kreuzkirche, stehen dafür eine Botschaft der Liebe, des Friedens und der Würde aller Menschen zu verkünden, die tief in der Lehre Jesu Christi verwurzelt ist. In einer Welt, die von Spaltung und Unruhe gezeichnet ist, erheben wir unsere Stimme gegen die dunklen Schatten des Rechtsextremismus. Die Ideologien der Intoleranz, des Hasses und der Diskriminierung, die der Rechtsextremismus verbreitet, empfinden wir als einen Angriff auf unsere christlichen Werte.
Wir verurteilen entschieden jede Form von Extremismus, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Überzeugung ausgrenzt oder herabwürdigt. In unserer Gemeinschaft ist kein Platz für Hass und Gewalt. Wir sind eine Gemeinde der offenen Türen und Herzen, die sich für eine Gesellschaft einsetzt, in der Liebe und Respekt nicht nur Worte sind, sondern die Grundlage unseres Zusammenlebens bilden.
Unser Glaube lehrt uns, dass wir „der Stadt Bestes suchen“ sollen, wie es in Jeremia 29 Vers 7 steht. Diesem göttlichen Auftrag folgend, unterstützen wir notleidende Menschen nach unseren Möglichkeiten. Migranten und Asylbewerber sind ausdrücklich in unsere Gemeinschaft einbezogen. Unsere Arbeit zeigt sich in Initiativen wie der „Christlichen Islandtafel“ und in der Bereitstellung unserer Räumlichkeiten für tägliche Sprachkurse für Flüchtlinge.
Lasst uns gemeinsam Brücken bauen, nicht Mauern. Lasst uns gemeinsam für eine Welt eintreten, in der jeder Mensch zählt und jeder Mensch geschätzt wird. Wir laden jeden ein, sich uns anzuschließen, um diesen Weg der Hoffnung und des Friedens zu gehen.

Mit herzlichen Grüßen im Namen der Gemeindeleitung
Dietmar Günther


Statement von Diakon Burkhard Wittwer der Pfarrereigemeinschaft Radevormwald-Hückeswagen:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“

Dieser erste Artikel des Grundgesetzes ist zutiefst aus dem christlichen Menschenbild hervorgegangen und findet in der Figur des kleinen Königs besondere Ausstrahlung.

Etwas schüchtern sieht er aus, vielleicht auch etwas einfältig mit seinem großen, einfach geschnitztem Gesicht. Ein wenig schief in der Haltung und mit nur einem Arm – alles andere als perfekt. So wie jeder von uns auch alles andere als perfekt ist. Und doch zeichnet ihn diese Würde aus mit dem Symbol der Krone, die er nicht protzig, sondern selbstverständlich trägt. Das ist die Botschaft, die er in die Welt trägt: Du bist nicht perfekt, aber einzigartig und wertvoll, weil du ein geliebtes Gotteskind bist!
Und das ist eine Botschaft, die die Welt gerade jetzt braucht.

So geht die Botschaft der Könige um die ganze Welt. Über 400 KönigInnen hat der Künstler Diakon Ralf Knoblauch aus den Eichenbalken eines Bergischen Hauses geschnitzt, die in der ganzen Welt unterwegs sind, besonders da, wo die Würde der Menschen verletzt worden ist und wo sich jetzt viele engagieren, den Menschen diese Würde wiederzugeben.
So stehen die KönigInnen im Frauenhaus wie in der Förderschule, im Kibbuz in Israel wie im Krankenhaus in Gaza, bei der Diakonie wie bei der Caritas, in Kirchen und in Werkshallen – immer mit der Botschaft, sich für die Würde aller Menschen einzusetzen und für ein menschenwürdiges Leben in Frieden und Gerechtigkeit, für Mitmenschlichkeit und Toleranz.

Die deutschen Bischöfe, die sich weiß Gott nicht immer einig sind, haben eine einstimmige Erklärung abgegeben:
„Wir sagen mit aller Klarheit: Völkischer Nationalismus ist mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild nicht vereinbar. Rechtsextreme Parteien… sind für Christen nicht wählbar!“

So ist jeder von uns aufgerufen sich einzusetzen für Freiheit, Vielfalt und Demokratie an seinem Ort mit seiner Aufgabe, damit wir zeigen, dass wir die Lektion der Geschichte gelernt haben und die Würde des Menschen weiterhin unantastbar bleibt!

Dazu Kraft und Mut und Gottes Segen wünscht
Diakon Burkhard Wittwer
Pfarrereigemeinschaft Radevormwald-Hückeswagen



Hier einige Impressionen der Veranstaltung von Dieter Schmitz und Shirley Finster