Kundgebung und Demo – 26.01.24 in Hückeswagen

Hückeswagen steht auf für Demokratie & Menschlichkeit

Großartig! 1015 Menschen haben demonstriert!

Wir freuen uns, dass so viele Bürgerinnen und Bürger aus Hückeswagen und den umliegenden Städten unserem Aufruf gefolgt sind. Alle Altersgruppen und viele Nationalitäten waren vertreten. Wir sind stolz, dass alle gekommen sind, um gemeinsam für Demokratie und Menschlichkeit auf die Straße zu gehen, denn:

WIR SIND MEHR IM BERGISCHEN LAND!

Zeigen wir Haltung für Vielfalt und Zusammenhalt, für ein weltoffenes Miteinander und dulden wir keine kruden Abschiebephantasien. Die Idee der Remigration ist menschenverachtend. Wir dürfen dem Rechtspopulismus nicht tatenlos zusehen.

Hunderttausende Menschen gehen derzeit gegen Rassismus und Faschismus auf die Straße; das ist ein starkes Zeichen unserer Zivilgesellschaft, und dieses Zeichen brauchen wir dringend!

Das Programm

Die Bürgergruppierung wurde bei der Kundgebung von Shirley Finster, einem der Gründungsmitglieder, zunächst vorgestellt.

Seit dem Start vor fünf Jahren haben unterschiedlichste Veranstaltungen stattgefunden. Ganz im Sinne unserer Prinzipien: Toleranz – Respekt – Dialog!

Toleranz: Wir stehen für Toleranz, aber das bedeutet nicht, dass wir Intoleranz tolerieren müssen. Würden wir grenzenlose Toleranz leben würden, würden die Intoleranten dafür sorgen, dass es uns Tolerante schon bald nicht mehr gibt. (das sog. Toleranz-Paradoxon)

Wir setzen uns für die Rechte und Freiheiten aller Menschen ein; wir wollen ein buntes, weltoffenes und vielfältiges Bergisches Land und Deutschland, in dem niemand ausgegrenzt wird!

Respekt: Ein respektvoller Umgang miteinander, kein Hass und keine Hetze sollte für alle Menschen selbstverständlich sein. Deshalb beteiligen wir uns gerne an der jährlich stattfindenden »Internationale Woche gegen Rassismus« und sind Mitglied im Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis. Denn Protest ist auch wichtig -– Flagge zeigen -– Aufstehen gegen Faschismus, Rassismus und Rechtsextremismus! Deshalb haben wir auch vor der Kommunalwahl 2020 sieben Mahnwachen mit einer großen Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz organisiert.

Dialog:  Unsere Mitglieder wollen mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch kommen, deshalb wurden in den letzten Jahren unter anderem Podiumsdiskussionen, Workshops, eine Bücherausstellung, ein Begegnungsfest, Lesungen und Filmvorführungen mit anschließenden Gesprächsangeboten organisiert.

Und wir waren Mitorganisator der letzten beiden Frag-mich-Messen (2022) / Lasst-uns-miteinander-reden (2023) von Oberberg ist bunt, nicht braun!, die auch die beiden Kundgebungen vor dem AfD-Büro in Gummersbach organisiert haben.

Das Grußwort von Dietmar Persian, Bürgermeister der Stadt Hückeswagen:

Liebe Hückeswagenerinnen, liebe Hückeswagener!

Zur heutigen Kundgebung hier in der Innenstadt begrüße ich Sie ganz herzlich. Ich freue mich, dass so viele dabei sind. Viel mehr, als die Veranstalter und ich es erwartet haben. Das ist ein gutes und Mut machendes Zeichen. Seit Dienstag ist bekannt, dass wir uns heute hier auf dem Bahnhofsplatz treffen – die Nachricht davon ging in den letzten Tagen wie ein Lauffeuer durch die Stadt.

Ich begrüße die Menschen aus unseren Vereinen und Gruppen, aus den kirchlichen Gemeinden, den demokratischen Parteien und Gruppen, aus Handwerk, Industrie und Handel. Gut, dass Sie alle gekommen sind!

Mein ganz besonderer Dank gilt den Initiatoren dieser Demonstration, der Gruppe »Wir sind mehr im Bergischen!« Es ist gut, dass es euch gibt. Ihr nehmt uns mit euren Aktionen immer wieder mit und spornt uns an, für die Demokratie, für den respektvollen Umgang miteinander einzutreten.

Überall im Land stehen in diesen Tagen Menschen auf. Wir sind erschüttert über das, was in geheimen Zirkeln ausgedacht wird. Auch Menschen aus unserer Region, aus Oberberg, haben dabei mitgemacht. Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel unserer deutschen Geschichte werden wach, wenn über die »Remigration« von Millionen Menschen gesprochen wird. »Remigration« – ein schlimmes Wort, ein Unwort – und eigentlich geht es doch um nichts anderes als um Vertreibung von Menschen aus unserem Land.

Nicht die Menschen, die eine dunklere Hautfarbe haben, die anders glauben als wir oder eine andere Sprache sprechen, sind eine Gefahr für unser Land. Nein, eine Gefahr für unser Land, eine Gefahr für unseren Wohlstand, für unsere Wirtschaft sind vielmehr die, die mit gefährlichen, menschenverachtenden Überzeugungen unterwegs sind. Die, die Ängste schüren und auf Abgrenzung setzen.

Heute stehen wir hier zusammen, um zu sagen: “Nicht mit uns!” Wir haben eine ganz andere Vorstellung von unserem Land und von unserer Stadt. Wir treten ein für Respekt und Toleranz. Wir treten ein für den Dialog und für ein Miteinander! Wir demonstrieren heute für Demokratie und Menschlichkeit!

Ich bin sehr dankbar, dass heute so viele gekommen sind und zeigen, wofür Hückeswagen steht. Aber es reicht nicht, heute gemeinsam auf die Straße zu gehen! –  Es kommt darauf an, dass wir alle im Alltag Flagge zeigen. Dass wir dann nicht still bleiben, wenn ein Nachbar oder eine Kollegin diskriminierende Äußerungen macht. Und dass wir im Alltag uns für die Demokratie, für unsere Gemeinschaft und den Menschen neben uns einsetzen.

Demokratie lebt vom Mitmachen! Mischen Sie sich ein, arbeiten Sie mit in den Vereinen und Gruppen unserer Stadt, in den politischen Parteien, in der Kommunalpolitik. Jede und Jeder von uns ist gefragt!

Herzlichen Dank, dass Sie heute mit dabei sind!

Auftritt vom Klezmer-Ensemble TANGOYIM mit Stefanie Hölzle, Sabine Schmelzer-Beversdorf, Daniel Marsch

  • Di goldene Chasene
    Das Instrumentalstück, das gespielt wurde, um die Kundgebung zu eröffnen:
  • Ale Brider (Alle Brüder)
    Das Lied, was mitgesungen wurde:

Auszug aus der Rede von Mehrnaz Hejabizadehha, die 1995 im Alter von 10 Jahren mit ihrer Mutter aus dem Iran fliehen musste. 

Die Demokratie zu verlieren, bedeute nichts Gutes. Sie bedeutet den Verlust von Meinungs- und Pressefreiheit. Angst vor Verfolgung. Unfreiheit. Verlust von Seelenfrieden. Zwang. Die Demokratie zu verlieren, bedeutet mehr Armut. Mehr Korruption. Mehr Unterdrückung.

Ich wünsche mir von der Bundespolitik viel mehr Einsatz und klare Kante gegenüber rechtem Gedankengut, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Egal, wer dieses Land regiert, sollte mittlerweile wissen, dass man vehement gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit vorgehen sollte. Dass man mehr politische Arbeit leisten sollte, um den Rechten zu zeigen, so nicht! Ein 1933 wollen wir nicht! Gerade in Deutschland dürfen rechtsradikale Parteien nicht aufblühen.

Das ist die einzige Ausnahme in einer Demokratie. Sie muss nicht alles aushalten. Ganz besonders nicht die Phantasien einer rechtsextremen Partei. Was die Demokratie gefährdet, darf nicht wachsen. Geschweige denn im Bundestag sitzen. Auch Mitglieder anderer Parteien mit rechtem Gedankengut haben im Bundestag nichts verloren.

Nie wieder ist JETZT! Der böse Geist von Rassisten, Rechtsradikalen, Faschisten, Fremdenfeindlichen und Menschenfeinden muss, auch hier in Hückeswagen vertrieben werden.

Danke, dass ihr hier seid! Danke, dass ihr für Diversität und Humanität einsteht, damit weder wir noch die Generationen nach uns so etwas wie den Nationalsozialismus erneut erleben müssen.

Ich möchte heute auch insbesondere an die jungen Menschen hier im Bergischen Land appellieren. Fangt an, immer und überall die Demokratie zu verteidigen! Fangt an, euch für eine tolerante Gesellschaft zu engagieren!

Politik geht uns alle etwas an. Politisch zu sein, ist wichtig. Steht auf der Seite der Demokratie und werdet aktiv! Denn junge Menschen von heute werden die Wegweiser von Morgen sein.

Zum Abschluss ihrer Rede sang Mehrnaz die eigene Komposition »Zwischen zwei Zonen zu Hause« und begleitete sich dabei auf der Gitarre.

Nach der Kundgebung auf dem Bahnhofsplatz zog der Demonstrationszug mit über 1000 Teilnehmern durch die Altstadt. Zurück auf dem Bahnhofsplatz wurden alle noch einmal aufgerufen, sich einzumischen und vor allem wählen zu gehen!

Denn nur eine hohe Wahlbeteiligung kann ein böses Erwachen verhindern!

Die Mitglieder der Bürgergruppierung bedanken sich bei allen, die diese Protestaktion so erfolgreich gemacht haben. Insbesondere bei der Kreispolizeibehörde, der Stadtverwaltung und ALLEN, DIE FÜR DEMOKRATIE UND MENSCHLICHKEIT AUFSTEHEN!


Die Presse berichtete unter anderm hier:
RP-Online


Wer sich gerne Impressionen der Demo als Video ansehen möchte, findet ein 34-minütiges Video auf Youtube unter folgender Adresse: https://youtu.be/k11qza17pEQ?si=WWZZf6hsXCVlo0vd

Fotoimpressionen:

Foto Credit: Joe Kutzner, Beate Bröring, Dana Potapczuk, Hussain Heydari, Iris Lewak, Detlef Bauer, Mehrnaz Hejabizadehha, Philipp Wüster